Projekt: Baby!
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Ein Projekt für (sozial benachteiligte) Jugendliche zur Persönlichkeitsstärkung und Gewaltprävention

Stellen Sie sich vor, Sie sind fünfzehn Jahre alt und haben sich abends um elf Uhr schlafen gelegt. Sie werden wach, weil „Ihr“ Baby schreit. Sie machen Licht und sehen auf dem Wecker, es ist gerade mal ein Uhr nachts . Sie haben zwei Stunden geschlafen und morgen früh um Acht beginnt die Schule wieder. Vielleicht sogar mit einer Mathearbeit...

Wenn Minderjährige schwanger werden oder gar ein Kind bekommen, interessiert das heutzutage meist nur noch die unmittelbar Betroffenen. Und gerade für sie, manchmal auch für die Menschen um sie herum, kann das eine Katastrophe sein. Auch die Gesellschaft mit den Folgen konfrontiert:

Zwischen 1996 und 2002 hat sich in Deutschland die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche bei unter 15 Jährigen von 365 zu 761 in sechs Jahren quasi verdoppelt. Die Zahl der 15-18 Jährigen, die abtrieben, ist 2002 fast zehn Mal so hoch! Die sog. „ungewollten Schwangerschaften“, unabhängig davon, ob sie in einer Abtreibung oder einer frühen Elternschaft enden, haben nicht selten dramatische Folgen: soziale Vernachlässigung, Perspektivlosigkeit, Überforderung mit der Situation oder auch ein fehlender Schul- oder Ausbildungsabschluss können sich negativ auf das ganze Leben auswirken. Daraus resultieren nicht selten erhöhte Gewaltbereitschaft und Misshandlungen, Drogenkonsum, Verschuldung, etc.

Die Ziele von „Projekt: Baby!“:

Das „Projekt: Baby!“ will die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer ganzbaby_u-schall_.jpg bewusst an ihre physischen und psychischen Grenzen bringen. Mithilfe von computeranimierten Simulations-Säuglingspuppen, die von den Jugendlichen 48 Stunden lang „rund-um-die-Uhr“ versorgen werden müssen, werden Stresssituationen hergestellt, die es zu bewältigen gilt. Denn neben der Versorgung des „Babys“ bleiben auch die täglichen Anforderungen wie Hausaufgaben, Arzttermine oder andere Verpflichtungen bestehen. „Projekt: Baby!“ will ganz bewusst keinen Freiraum für die Durchführung schaffen, sondern setzt mitten im Alltag der jungen Menschen an.

Dabei werden sie nicht allein gelassen, sondern das Projekt wird von einer Frau und einem Mann professionell begleitet. Durch Einzel- und Gruppengespräche, Reflektionsrunden, Elterntagebücher, eine Computerauswertung und telefonische Rufbereitschaft werden die Erfahrungen, die die Jugendlichen machen, für die beiden Projektleiter transparent.

„Gute Eltern schlagen (sich) nicht!“ -  Die Inhalte des „Projekt: Baby!“

Am ersten Projekttag steht die Frage nach den eigenen Lebensplanungen, Wünschen und Visionen im Mittelpunkt. Wie könnte, sollte, wird mein Leben verlaufen? Möchte ich einen Partner haben, eine Familie gründen, oder steht eine Ausbildung und die Ausübung eines Berufs im Vordergrund? Und lässt sich das eine mit dem anderen verbinden?

Anhand von selbst gestalteten Lebenswegen, einem Wochenplan der die momentane Situation verdeutlicht und Rollenspielen ist es unser Ziel, die Jugendlichen zu motivieren, ihr Leben bewusst zu planen und nicht alles dem Zufall zu überlassen.

Der Stress, meist nach den ersten 20 Stunden, wird dazu genutzt, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer anzuhalten, ihr eigenes Verhalten zu beobachten und in der Gruppe zu besprechen.

Wie gehe ich mit Stress um? Was macht mich wütend? Was bringt mich wieder auf den Teppich? Dieser Themenkomplex ist der Schwerpunkt des zweiten Tages im „Projekt: Baby!“ und wird mit Rollenspielen, Einzel- und Gruppengesprächen und gestalterischen Methoden erarbeitet.

Der dritte Tag beschäftigt sich mit der Frage, was ein Baby alles braucht. Was gehört zu einer Erstausstattung und wie viel mag sie wohl kosten? Auf welche Summe belaufen sich Windel- und Nahrungseinkäufe? Und ist damit schon alles für ein Baby getan?

Auch die andere Seite der Rechnung wird aufgestellt: Was verdient man heutzutage und welche staatlichen Förderungen können in Anspruch genommen werden?

Somit ergeben sich folgende Ziele aus diesen Themeneinheiten:

- Ein angemessener und bewusster Umgang mit Stress;

- ein verantwortlicher Umgang mit schützenswertem Leben;

eine bewusste Auseinandersetzung mit den Themen Lebensweg- und Familienplanung.

Die Zielgruppe:

Unser Projekt richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von ca. 14 bis 18 Jahren. Durchgeführt wird das Projekt an Schulen, in Jugendhilfeeinrichtungen und Jugendfreizeiteinrichtungen. In der Regel interessieren sich Haupt-, Gesamt- und Förderschulen, vereinzelt Realschulen, aber auch Gymnasien, beispielsweise im Rahmen freiwilliger Workshops, für das „Projekt: Baby!“.

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